Sofa gegen Weltuntergang

Es ist so weit gekommen. Wir haben Krieg, eine Pandemie, die Welt geht unter. Hätte ich das vorher gewusst, dann wäre es trotzdem so. Ein Mädchen hat versucht, zumindest etwas gegen den Weltuntergang zu machen, eine Rebellion der Jugend für die Umwelt und Erhaltung der Erde für zukünftige Generationen hat sie damit ausgelöst. Jetzt wissen wir zumindest, dass es keinen Zweck hat. Hätte es etwas geändert, wenn sie ein Junge gewesen wäre? Oder ein reicher, weißer Mann?

Mein Wohnzimmer ist vollgestopft mit Dingen, die ich nicht brauche. Da sind Kissen, Decken, Bücher, Kisten, Bastelzeug, Spielzeug, Pflanzen, Möbel, Deko, Poster, Stifte … Natürlich könnte ich direkt alles wegschmeißen, aber würde ich das dann nicht bereuen? Vielleicht brauche ich morgen eine gelbe Wolle und dann habe ich keine! Oder ich will etwas im Schrank verstauen und dann hab ich nicht genug Platz!
Da könnte man natürlich argumentieren, dass die Schränke ja leer wären und ich genügend Platz hätte, wenn ich nicht alles aufheben würde. Und rein theoretisch könnte ich ja auch, falls ich wirklich plötzlich Wolle bräuchte, auch eine kaufen. Wie viel Geld wäre es mir denn wert, minimalistisch leben zu können? Oder sagen wir, mit wenig? Dieses Geld könnte man dann mit den Beträgen verrechnen, die durch völliges Abwerfen des Ballastes entstehen würden, wenn dann doch etwas fehlt.

Noch dazu wäre es eine Investition in die Zukunft, da man weniger schnell etwas kauft, wenn es nicht zum Stil passt – in diesem Fall eben: wenig aber sinnvoll. Weiter gedacht ist es noch so: wieviel ist mir mein Wohlgefühl wert? Seit langem bin ich ein wenig sehnsüchtig nach einem Tinyhouse.

Als ich mir aber die Frage stellte, wo jetzt genau der Unterschied zwischen einer Wohnung und einem TH liegt und was für mich da das wichtige daran ist, bin ich auf folgende Punkte gekommen: Ein Tinyhouse zwingt mich dazu, nur wenige Dinge aufzuheben. Im Tinyhouse ist alles funktional und so eingerichtet, dass es genau passt. Eine Terrasse ist wichtig und sollte groß genug für meine Pflanzen sein.

Im Grunde beschreibe ich hier unsere Wohnung, nur aufgeräumt und kleiner. Klar könnte man an Heizkosten sparen, wenn die Räume kleiner wären und die Nachbarn wären nicht so nah, aber das ist es gar nicht.

Als Folge meiner Studien habe ich mir ein neues Sofa gekauft. Es ist nachhaltig, hellgrau und kein L. Das Alte war auf viel Besuch ausgelegt, den wir nicht mehr haben. Es war preisgünstig, weil unsere Kinder damals noch klein waren. Dadurch ist es schon etwas „durch“ und das Magenta macht mich wahnsinnig, weil nichts dazu passt. Es ist einfach zu groß und unpraktisch.

Wenn das Neue dann da ist, geht mein Wunsch in Erfüllung „tiny“ zu leben: Ich habe dann das furchtbare Sofa los, in der Zwischenzeit sortiere ich so viele Dinge wie möglich aus, ich habe schon kleine Dinge besorgt, die zu meinem Ziel, Muster-loser zu wohnen entgegenkommen und einige Pflanzen verschwinden lassen. Auch wenn es nicht leicht fällt, aber das ist es mir wert: Ruhe für die Augen und Seele, auch wenn um uns herum vieles passiert, dass wir nicht kontrollieren können. So habe ich zumindest die Kontrolle darüber, was hier an dieser Stelle passiert, da der ich wohne.

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